Mittwoch, 09. Februar 2022

Kardinal Wetter gibt Ehrenbürgerwürde zurück

Dankgottesdienst zum 90. Geburtstag Kardinal Wetters

Mit einem Brief vom 5. Februar 2022 gibt Kardinal Friedrich Wetter die Ehrenbürgerwürde der Stadt Landau in der Pfalz zurück. Er schreibt, der Friede sei ein hohes Gut und er wolle nicht, dass durch die Auseinandersetzungen um seine Person der Friede der Stadt gestört werde. Seine Liebe zu seiner Heimatstadt und sein Stolz, ein Landauer zu sein, blieben davon unberührt.

Das Bistum Speyer und die Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Landau bekunden Verständnis und Respekt für die Entscheidung von Kardinal Friedrich Wetter, auf die Ehrenbürgerschaft der Stadt Landau zu verzichten, um so den Frieden in seiner Heimatstadt zu wahren. Sie danken Kardinal Wetter für die Klarheit, die er durch seine Entscheidung geschaffen hat.

Nach der Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens der Erzdiözese München und Freising entbrannte in Landau eine öffentliche Diskussion über die Erinnerungskultur. Kardinal Wetter veröffentlichte eine Erklärung und eine Stellungnahme zum Gutachten.

Zum Hintergrund der Platzbenennung: Im Dankgottesdienst zu seinem 90. Geburtstag im Februar 2018 würdigte die Stadt Landau ihren Ehrenbürger Kardinal Friedrich Wetter mit der Benennung des Kirchenvorplatzes. Aus gesundheitlichen Gründen konnte Kardinal Wetter leider nicht nach Landau zur Platzeinweihung im August 2020 kommen, richtete aber eine Videobotschaft an "seine Landauer". Im Gottesdienst (online auf dem Youtube-Kanal marienkirchelandau),  der der Enthüllung des Platzschildes und der Einweihung des Platzes vorausging predigte Weihbischof Otto Georgens zu Jeremia 29,7 („Suchet das Wohl der Stadt und betet für sie zum Herrn“). Musikalisch gestaltete Dekanatskantor Horst Christill die Feier. Oberbürgermeister Thomas Hirsch freute sich sehr, Platz und Straße ihrer Bestimmung übergeben zu können.

Über die Platzbenennung werden nun die kirchlichen Gremien (Pfarreirat, Verwaltungsrat und Gemeindeausschuss) neu beraten. Für das Bistum Speyer wurde im vergangenen Jahr eine Unabhängige Aufarbeitungskommission gegründet, die das Missbrauchsgeschehen im Bistum wissenschaftlich untersucht. Kardinal Wetter leitete von 1968 bis 1982 das Bistum. Die geplante Studie schließt auch die Frage ein, wie die Verantwortungsträger auf Diözesanebene mit Hinweisen auf Missbrauchsfälle umgegangen sind. Im Licht der Studienergebnisse werden wir dann auch die notwendigen Konsequenzen beraten, vor allem auch im Blick auf Fragen der öffentlichen Erinnerungskultur.

"Zu dieser Erinnerungskultur zählt auch differenziert auf das zu schauen, was im Leben geglückt oder misslungen ist. Darum kann es keine ad-hoc-Entscheidung geben", so Dekan Axel Brecht.