Donnerstag, 10. Februar 2022
Annäherung
Nach Irritationen über jeweilige Aussagen zur Zusammenarbeit von Stadt und Kirche: Beigeordneter Hartmann und Dekan Brecht nähern sich an
Miteinander statt übereinander reden: Das haben sich der Beigeordnete Lukas Hartmann und Dekan Axel Brecht zu Herzen genommen. Beide tauschten sich in einem langen Telefonat über ihre jeweiligen Positionen sowie die Zusammenarbeit von Stadt und Kirche aus. Das Ergebnis: eine deutliche Annäherung.
So machte Hartmann deutlich, dass er zwar über mögliche Konsequenzen von Seiten der Stadt bei der Zusammenarbeit mit der Kirche gesprochen habe – aber im Konjunktiv. „Sollte es in kirchlichen Einrichtungen in unserer Stadt Fälle von Diskriminierung von Wiederverheirateten, Homo- und Bisexuellen sowie Transpersonen geben, so müssten wir die Zusammenarbeit aus meiner Sicht überdenken. Mir ist vor Ort jedoch kein Fall bekannt und ich habe Herrn Brecht auch als einen Dekan kennengelernt, der für eine fortschrittlichere katholische Kirche steht.“ Er stehe immer und überall gegen die Diskriminierung von Menschen ein, so Hartmann weiter. Unbestritten sei hingegen, dass die Kirche wertvolle Arbeit im sozialen Bereich, beispielsweise in Kitas und Einrichtungen für ältere Menschen, leiste.
Mit Dekan Brecht ist sich Hartmann auch einig, dass die Initiative #OutInChurch, bei der sich queere Menschen, die in der katholischen Kirche tätig sind, zusammengetan haben, um ein Zeichen für die Erneuerung der Kirche zu setzen, gut und begrüßenswert sei. „Die katholische Kirche ist aktuell auf einem Weg der radikalen Umkehr und Erneuerung. Mit dem Synodalen Weg werden die Weichen für einen anderen Umgang mit Macht und Gewalt, eine Reform der priesterlichen Lebensform, eine viel stärker an der Lebenswirklichkeit der Menschen und den Erkenntnissen der Humanwissenschaften orientierte Sexuallehre, einschließlich einer Neubewertung der Homosexualität, und ein gerechteres Miteinander von Männern und Frauen in der Kirche auf allen ihren Ebenen gestellt“, macht Brecht deutlich. Er habe durch seine Reaktion seinen Standpunkt in der Sache klarmachen und mit Argumenten begründen wollen. „Dabei hat es mir ferngelegen, den Beigeordneten Lukas Hartmann persönlich anzugreifen“, betont Brecht. Mit seinem Hinweis auf Aussagen im Parteiprogramm der Grünen wollte er den gesellschaftlichen Bewusstseinswandel deutlich machen. „Ein Angriff auf die Person des Beigeordneten Hartmann war nicht damit beabsichtigt.“ Sein Hinweis dürfe nicht in dieser Weise missverstanden werden, stellt Brecht klar. Zugleich würdigt er, dass die Grünen die Aufarbeitung der politischen Debatten um die Pädosexualität in den 80er-Jahren seit dem Jahr 2013 entschlossen angegangen sind.
Hartmann und Brecht wollen in Kontakt bleiben. Sie machen deutlich, dass sie etwa bei Fragen zum kirchlichen Arbeitsrecht und zur Kirchenfinanzierung weiter uneins seien, im Gespräch jedoch Verständnis für die Positionen des jeweils anderen gewonnen hätten.
Text/Foto: Pressemitteilung der Stadt Landau in der Pfalz und der Pfarrei Mariä Himmelfahrt / stock.adobe.com