Kardinal Friedrich Wetter
Wurzeln in Landau in der Pfalz - Bischof von Speyer von 1968 bis 1982 - Erzbischof von München und Freising bis 2007

Friedrich Wetter wurde 1928 als Sohn einer Eisenbahnerfamilie in Landau in der Pfalz geboren. Am Gymnasium Landau machte Wetter 1947 sein Abitur. 1948 begann er sein Philosophiestudium an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt/Main. Von 1948 bis 1956 studierte er an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom und wurde am 10. Oktober 1953 in der Kirche des Germanicums durch den Generalvikar der Diözese Rom, Kardinal Clemente Micara, zum Priester geweiht.
Seine wissenschaftliche Laufbahn begann Wetter bereits an der Gregoriana. Dort wurde er 1956 zum Doktor der Theologie promoviert. Thema seiner Dissertation war "Die Lehre Benedikts XII. vom intensiven Wachstum der Gottesschau". 1965 habilitierte er sich in München bei dem Theologen Professor Michael Schmaus mit einer Arbeit über die Trinitätslehre des bedeutenden mittelalterlichen Philosophen und Theologen der Scholastik Johannes Duns Scotus (1266 - 1308).
Von 1956 bis 1958 arbeitete Wetter in der Pfarrseelsorge als Kaplan der Pfarrei St. Josef in Speyer. 1958 wechselte er an das Priesterseminar St. German in Speyer und wirkte dort bis 1960 als Assistent und Dozent. Für kurze Zeit wirkte er zur Mithilfe in der Seelsorge in Glanmünchweiler. 1962 wurde er als Dozent für Fundamentaltheologie an die Philosophisch-Theologische Hochschule in Eichstätt berufen. Ab 1964 wirkte er dort bis 1968 als Professor für Fundamentaltheologie. Zum Wintersemester 1967/68 wurde er als Professor für katholische Dogmatik an die Katholisch-Theologische Fakultät der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz berufen.

1968 wird Wetter als Nachfolger von Isidor Markus Emanuel der 94. Bischof von Speyer
Nachdem im Februar 1968 der damalige Speyerer Diözesanbischof Isidor Markus Emanuel auf sein Amt verzichtet hatte, ernannte Papst Paul VI. den Theologieprofessor Wetter am 28. Mai 1968 zum 94. Bischof von Speyer. Am Hochfest Peter und Paul, dem 29. Juni 1968, wurde er im Dom zu Speyer zum Bischof geweiht und wählte ein Wort aus dem Johannes-Evangelium zum Leitspruch seines bischöflichen Wirkens: "Pax vobis - Friede sei mit Euch!" (Joh 20, 19). 14 Jahre lang wirkte er als volksverbundener und engagierter bischöflicher Seelsorger in seinem pfälzischen Heimatbistum.
Der neue Bischof trat sein Amt zu einer Zeit an, die innerkirchlich von Optimismus und einer regelrechten Aufbruchstimmung geprägt war. Erst zweieinhalb Jahre waren seit dem Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils vergangen, das eine Vielzahl tiefgreifender Reformen eingeleitet hatte. Schon gleich nach seinem Amtsantritt setzte der Bischof Überlegungen zur pastoralen Planung und zu einer Reform der Seelsorgestrukturen auf die Tagesordnung. Ziel war eine stärkere Kooperation der Seelsorger, aber auch der Pfarrgemeinden. Als die Reform 1980 abgeschlossen wurde, war das Bistum völlig neu strukturiert: Es gab nicht nur 42 Pfarrverbände mit jeweils einer Pfarrverbandsgeschäftsstelle, auch die Dekanate waren von 22 auf zehn reduziert worden. Mit den Pfarrverbandsräten und den Seelsorgeteams waren neue Organe der Zusammenarbeit entstanden.
Auch die Strukturen der Bistumsverwaltung und des Seelsorgeamtes wurden in Wetters Amtszeit grundlegend geändert. Neue Bildungshäuser entstanden, wie das Heinrich Pesch Haus in Ludwigshafen, das Bildungshaus auf Maria Rosenberg oder die Jugendbildungs- und Freizeitstätte Heilsbach bei Schönau, und auch die Familienbildungsstätten wurden ausgebaut. Ende 1974 erhielt die Diözese zudem eine eigene Akademie. Auch in der Ökumene gab es unter Bischof Wetters weitere Fortschritte. Es entwickelten sich neue Formen institutioneller Zusammenarbeit zwischen Bistum und protestantischer Landeskirche, ebenso wurden in dieser Zeit zahlreiche sozial-karitative Einrichtungen und Angebote in ökumenischer Trägerschaft aufgebaut: von der Telefonseelsorge über Behindertenheime bis hin zu den Sozialstationen.

1982 Ernennung zum Erzbischof von München und Freising
Am 29. Oktober 1982 ernannte Papst Johannes Paul II. Bischof Wetter zum Erzbischof von München und Freising. Er wurde in diesem Amt Nachfolger von Kardinal Josef Ratzinger, den der Papst zum Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre nach Rom berufen hatte. Ein volles viertel Jahrhundert wirkte Wetter, der 1985 ins Kardinalskollegium der katholischen Weltkirche aufgenommen wurde, als Erzbischof von München und Freising, bis Papst Benedikt XVI. im Februar 2007 seinen Amtsverzicht annahm.
Kardinal Friedrich lebte nach seiner Emeritierung zunächst im Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern in München und feierte nach wie vor Gottesdienste, hielt Predigten und war bei besonderen kirchlichen Anlässen präsent. Im Frühjahr 2023 zog er ins Alten- und Pflegeheim St. Michael.
Seiner pfälzischen Heimat blieb Wetter bis heute eng verbunden. Immer wieder war er ein gern gesehener Gast in seinem alten Bistum, ob bei privaten Anlässen oder offiziellen Ereignissen. Am 22. Oktober 2006 leitete er als Legat des Papstes im Speyerer Dom die Seligsprechungsfeier für den Pfälzer Priester und Ordensgründer Paul Josef Nardini.
Weitere ausführliche Informationen zu Kardinal Wetter erhalten Sie auf der Internetseite des Erzbistums München und Freising.
Das Münchener Missbrauchsgutachten
Im Januar 2022 wurde ein Gutachten zu sexuellem Missbrauch im Bereich der Erzdiözese München und Freising veröffentlicht. Dieses externe Gutachten hat die Rechtsanwaltskanzlei Westphal Spilker Wastl der Öffentlichkeit bei einer Pressekonferenz vorgestellt.
Darin wird Kardinal Wetter Fehlverhalten in 21 Fällen vorgeworfen. In einer persönlichen Erklärung entschuldigte er sich aufrichtig für alles Geschehene. In seiner Stellungnahme übernahm er für Missbrauchsfälle in seiner Amtszeit persönlich Verantwortung und bat um Entschuldigung.
Bereits im März 2010 schrieb Kardinal Wetter in einer persönlichen Stellungnahme: " Die Verletzung von Kindern und Jugendlichen durch sexuellen Missbrauch tut mir weh. Sie belastet mich sehr. Die Betroffenen und ihre Angehörigen bitte ich in aller Form um Entschuldigung."