Mittwoch, 19. Februar 2025
Einstehen für unsere Demokratie - Wahlaufruf Bischof, Kirchenpräsidentin und ACK
Gemeinsamer Wahlaufruf von Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und Bischof Karl-Heinz Wiesemann
Liebe Schwestern und Brüder in Christus,
am Wahltag entscheiden wir gemeinsam über die Zukunft unseres Landes. Diese Wahl ist eine wichtige Gelegenheit, Verantwortung für das Gemeinwohl zu übernehmen und im Geiste des Evangeliums für Gerechtigkeit und Frieden einzutreten. Demokratie lebt davon, dass wir alle eine Stimme haben - lassen Sie uns von diesem Recht Gebrauch machen und unsere Stimme mit Bedacht einsetzen.
Mit Besorgnis sehen wir, dass im Wahlkampf oft Ängste geschürt werden. Besonders beim Thema Migration beobachten wir eine Rhetorik, die spaltet statt verbindet. Doch Jesus selbst hat uns vorgelebt, dass jeder Mensch eine unantastbare Würde besitzt. „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40). Lassen Sie uns als Christinnen und Christen eine Haltung der Nächstenliebe bewahren und jene unterstützen, die sich für eine Politik einsetzen, die Menschen mit Respekt begegnet.
„Unser Land braucht Hoffnung und Vertrauen in die Zukunft“, so heißt es in einem Aufruf der Deutschen Bischofkonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland. Dem und den darin benannten Themen schließen wir uns klar an. Hier geht es zum vollständigen Wortlaut.
„Auch hier in der Pfalz und Saarpfalz setzen wir als Kirchen mit der Initiative „Aufstehen für“ ein Zeichen für Menschenwürde und Demokratie. Mit Blick auf die Wahlen bedeutet das Verantwortung übernehmen - für unsere Familien, unsere Gesellschaft und die Zukunft unserer Kinder. Lassen Sie uns für eine Welt eintreten, die von Gerechtigkeit, Mitmenschlichkeit und Hoffnung geprägt ist. Beten wir für weise Entscheidungen und für den Frieden in unserem Land.
Gehen Sie wählen – im Vertrauen auf Gottes Segen für unser gemeinsames Tun!
Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst
Bischof Karl-Heinz Wiesemann
Gemeinsamer Aufruf der Vorsitzenden der christlichen Kirchen in Deutschland zur Wahl des 21. Deutschen Bundestages am 23. Februar 2025
Bonn. Am 23. Februar 2025 findet die Wahl des 21. Deutschen Bundestages statt. Für die christlichen Kirchen ist unsere Demokratie unverhandelbar. Auf dieses Fundament sind wir stolz. Wir sind überzeugt, dass die Stärken unserer Demokratie – dazu gehören vor allem das Aushandeln von Kompromissen und der Schutz von Minderheiten – auch in Krisenzeiten greifen.
Die aktuellen politischen Debatten fordern diese wehrhafte Demokratie heraus. Wenn sich unsere Gesellschaft immer mehr polarisiert, bis sich Menschen unversöhnlich gegenüberstehen, haben extremistische Kräfte leichtes Spiel. Wir halten daran fest, dass Extremismus und vor allem völkischer Nationalismus mit dem Christentum nicht vereinbar sind. Daher appellieren wir an alle Wahlberechtigten: Bitte wählen Sie Parteien, die sich für unsere Demokratie einsetzen!
Hoffnung und Vertrauen in die Zukunft
Unser Land braucht Hoffnung und Vertrauen in die Zukunft, denn wir stehen vor vielen Herausforderungen, ja vor einer Veränderung der globalen Ordnung: Der völkerrechtswidrige Krieg Russlands gegen die Ukraine, die Unruhen im Nahen Osten und die weiteren Krisengebiete der Erde haben Gewissheiten erschüttert. Viele Menschen fühlen eine Überforderung angesichts der wirtschaftlichen Situation, des vom Menschen gemachten Klimawandels, der wachsenden Zahl von Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen aus ihrer Heimat flüchten. Das gilt auch mit Blick auf neue Technologien wie Künstliche Intelligenz, das Erstarken autoritärer Kräfte, gezielte Desinformation und den Versuch, das demokratische Miteinander in Deutschland dadurch zu diskreditieren.
Eine gute Zukunft für unser Land setzt klare Orientierungen voraus. Das beinhaltet:
- Unser Land muss weiterhin Europa als den gemeinsamen Raum von Freiheit, Recht, Sicherheit und Wohlergehen stärken – und zugleich dem Frieden weltweit und den Menschenrechten dienen.
- Unser Land darf beim Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen nicht nachlassen. Wir sind gefordert, unseren Beitrag für die Zukunft des Planeten und zur Bewahrung der Schöpfung zu leisten.
- Unser Land muss auch weiterhin den Blick auf die globalen Erfordernisse und Nöte richten und zur Überwindung von Armut und Unterdrückung in aller Welt beitragen.
- Unser Land muss einer humanitär orientierten Flüchtlingspolitik und einer guten Integration von Zuwanderern verpflichtet bleiben. Probleme sollten mit Entschlossenheit, aber ohne Ressentiments angepackt werden.
- Unser Land muss Teilhabe und Gerechtigkeit im Blick halten. Dazu gehört die Soziale Marktwirtschaft mit einem weiterhin leistungsfähigen System der sozialen Sicherung.
- Unser Land muss schließlich dem Schutz des Lebens zugewandt sein, denn jeder Mensch hat die gleiche unveräußerliche Würde.
Das gemeinsame Streben nach dem Gemeinwohl haben Kirchen und Politik auf je eigene Weise im Blick. Zum Gemeinwohl gehört auch ein gutes demokratisches Miteinander. Dafür müssen wir bereit sein zuzuhören, einander verstehen zu wollen und konstruktiv um gerechte Lösungen zu ringen. Die demokratischen Parteien müssen die fundamentalen Werte und Prinzipien unserer Gesellschaft, die auch im Grundgesetz festgeschrieben sind, verteidigen.
Allen Menschen, die sich für diese Werte und Prinzipien einsetzen und die sich demokratisch engagieren, danken wir von Herzen. Es ist erschreckend, wie oft sie bedroht oder tätlich angegriffen werden. Sie verdienen unseren Respekt und brauchen unsere Solidarität und Unterstützung. An vielen Orten sind Initiativen zur Stärkung unserer Demokratie entstanden, auch mit Beteiligung der Kirchen. Das ist ein ermutigendes Zeichen. Für ein gutes Miteinander sowie den gegenseitigen Respekt voreinander bedarf es des täglichen Einsatzes.
Wählen gehen und einstehen für unsere Demokratie
Wir wenden uns an alle Wahlberechtigten: Übernehmen Sie Verantwortung für das demokratische Miteinander. Gehen Sie wählen und stimmen Sie bei der Bundestagswahl für Parteien und Abgeordnete, die sich für ein rechtsstaatliches, freiheitliches, weltoffenes, solidarisches und die Schöpfung bewahrendes Deutschland einsetzen. Wir wenden uns dabei besonders an alle, die zum ersten Mal wählen dürfen: Machen wir alle von unserer Stimme Gebrauch und stehen wir für unsere Demokratie ein!
Bischof Dr. Georg Bätzing,
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
Bischöfin Kirsten Fehrs,
Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
Erzpriester Radu Constantin Miron,
Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK)