Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann

zur Entscheidung der Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Landau zur Zukunft des "Kardinal-Wetter- Platzes"

Ich bin den Verantwortlichen der Landauer Pfarrei Mariä Himmelfahrt dankbar für ihre sensible und verantwortungsvolle Entscheidung zur Zukunft des Kardinal-Wetter-Platzes. Besonders hervorheben möchte ich, dass der Beschluss, eine Hinweistafel anzubringen und den Vorplatz der Marienkirche auf diese Weise zu einem Gedenkort für Betroffene sexualisierter Gewalt im Raum der Kirche zu machen, in enger Abstimmung mit dem Betroffenenbeirat im Bistum Speyer gefasst worden ist. Leitend war die Perspektive der Betroffenen sexualisierter Gewalt, nicht der Schutz der Kirche und das Ansehen ihrer Amtsträger. Diesen fundamentalen Perspektivwechsel, weg von der Institution Kirche hin zum Blickwinkel der Betroffenen, möchte auch ich als Bischof von Speyer mit aller Kraft weiter vorantreiben.

Die neue Hinweistafel versucht, dem Namensgeber des Platzes umfassend gerecht zu werden. Sie benennt sowohl die Verdienste von Kardinal Friedrich Wetter als Bischof von Speyer und als Erzbischof von München, für die das Bistum Speyer und ich persönlich meinem Vor-Vorgänger dankbar sind und bleiben. Zugleich verschweigt sie nicht dessen fehlerhaftes und unangemessenes Handeln in der Ausübung seines Bischofsamtes, für das Kardinal Wetter nach Veröffentlichung des Münchener Missbrauchsgutachtens Verantwortung übernommen und die Betroffenen um Vergebung gebeten hat.

Durch die Entscheidung der Pfarrei wird das unermessliche und allzu lange nicht gesehene Leid von Missbrauchsbetroffenen ins Zentrum gestellt, ohne die Erinnerung an die Schuld und das Versagen der Institution Kirche und ihrer Amtsträger einfach auszulöschen. Geschehenes Unrecht wird beim Namen genannt, ohne dabei in Schwarz-Weiß-Malerei zu verfallen. Damit kann der Weg der Pfarrei Landau zum Vorbild für die Erinnerungskultur im ganzen Bistum und für einen angemessenen Umgang mit dem Thema Missbrauch in anderen Pfarreien werden.